Melt! Klub at Magnet Club
electro floor:
22:00 COOP
00:00 MIKROBOY -Live-
01:00 ALEX GOPHER -Live-
02:00 COOP
03:00 ALEX GOPHER
05:00 COOP
indie floor:
22:00 TOMMY N.Y.
01:30 TEAM RECORDER
Es ist mit Sicherheit nicht übertrieben, Monsieur Alex Gopher als eine der zentralen Figuren der französischen Neuzeit-Musikszene zu bezeichnen. Seine musikalische Geschichte beginnt 1985 in Paris mit der Gründung der eigenwilligen Pop-Formation Orange, zu der neben Alex und Xavier Jamaux vor allem auch Jean Benoit Dunkel und Nicolas Godin gehören - zwei nicht minder begnadete Individuen, die kurz nach dem friedlichen Orange-Split ein enorm einflussreiches Duo namens AIR ins Leben rufen sollten.
Während sich Jamaux in der Folge vornehmlich um seine Projekte Bang Bang und A Bigger Splash kümmert, gründet Gopher mit seinem Homie, dem gewieften Produzenten Etienne De Crecy (u.a. Motorbass, Superdiscount, La Funk Mob), das prestigeträchtige Labelimprint Solid. Auf dem 1994 die erste Solo "Gopher EP", erscheint. Ein Jahr darauf produziert Alex zwei Tracks des Superdiscount-Albumknüllerphänomens und veröffentlicht drumherum und darüber hinaus fünf richtungsweisende Maxis für Solid unter eigenem Namen. Die widerum beachtliche weltweite Aufmerksamkeit triggern und in logischer Folge Gopher-Produktionen und Remixe für internationale "big names" wie u.a. Bob Sinclar, Nightmares On Wax, Who Made Who, Kraftwerk, Bootsy Collins, Jamiroquai, Vanessa Paradis und Sly & Robbie nach sich ziehen.
1998 schliesslich kündigt Alex seinen festen Job in einem der Top-Masteringstudios von Paris (Translab), um sich ganz der Musik widmen zu können. Sein`99er-Albumdebüt "You, My Baby And I" schlägt auf den Tanzböden sowie bei den fortgeschrittenen Popradio- und Fernsehsendern rund um den Planeten ein wie eine Bombe - nicht zuletzt dank der Ausnahme- und Chartsingle "The Child" (1995) samt dazugehörigem, preisgekrönten Animations-Videoclip (erstellt von der renommierten Agentur H5). Selbiger gilt, ebenso wie der Song, bis heute als stilprägend (siehe u.a. auch: Bühnendeko Harald Schmidt-Show) und wegweisend.
Anno 2000 dann liefert Gopher den Score für die Frühlings-/Sommerkollektion von Yves Saint-Laurent (auf dem u.a. gar Catherine Deneuve ihr Bestes gibt). Ausserdem intensiviert er seine Zusammenarbeit mit Demon, dem neuen Darling der französischen Producerszene, gemeinsam liefern sie nach diversen Maxis dann 2002 als WUZ einen erneut sehr einflussreichen Longplayer ab. Ausgedehnte Tourneen und DJ-Gigs folgen, bevor es dann zusammen mit Etienne De Crecy an das zweite Superdiscount-Album geht. Das inzwischen zur kompletten Band angewachsene Projekt unternimmt Konzertreisen von Brasilien bis Australien, remixt Who Made Who, ja sogar Kraftwerk, und tritt hierzulande u.a. bei umjubelten Festivals wie "Electronic Beats" und dem Melt! in eindrucksvolle Erscheinung.
Nebenbei findet Gopher sogar noch Zeit, Musik von Nebenprojekten wie Motorcycle auf den Labels BTK, Pias und dem Label der Stunde Kitsuné zu veröffentlichen: seine ganz eigene und sehr persönliche Art, die vielen Club- und Festivalgigs mit Superdiscount kreativ zu verarbeiten.
Und jetzt also das: ein ofenfrisches (und wieder mal "ganz anderes") Solo-Album, schlicht und ergreifend "Alex Gopher" genannt. Unser Mann scheint nach langer Soundreise endlich bei sich und seinen Wurzeln angekommen zu sein. Nicht der einzige Kreis, der sich rechtzeitig für diesen Longplayer schliesst: neben dem Nouvelle Vague-Gitarristen Olivier Libaux und der Sängerin Helena Noguerra sind, knapp 20 Jahre später, vor allem die vormaligen Orange-Mitglieder Dunkel und Godin alias Air wieder mit von der Partie. Und dass ein gewisser Etienne De Crecy dieses satte Gemeinschaftswerk mit entsprechend viel Finesse produziert hat, dürfte dabei ebenso wenig verwundern wie die Tatsache, dass es dieses Mal ganz explizit um eine neu entbrannte Liebe zu Songwriting, Band-Effort und Gesang geht - die Gopher gar dazu veranlasste, seinen Trademark-typischen Vocoder im Koffer zu lassen. "Ich habe meine Freude am Schreiben und Singen wiederentdeckt", so Gopher. "Mir schwebte dabei für dieses Album eine Fusion meines elektronischen Backgrounds mit Referenzen an meine Haupteinflüsse vor: Bands wie Devo, New Order, Talking Heads oder Love & Rockets".
Wir konstatieren: das ist mehr als gelungen. Alex Gopher hat sich wieder einmal selbst neu erfunden, mit einem einfachen Blick zurück nach vorn - und das ist mehr als nur "gut". Denn "Alex Gopher" klingt exakt so, wie Alex Gopher anno 2007 eben ist... erwachsen geworden, enorm zurückgelehnt, musikalisch in jeder Hinsicht souverän, "einfach" im Sinne von "minimalistisch", aber eben nicht eindimensional simpel... sowie obendrein "real" for real! Und mit dem unverschämt retro-poppigen Rock-Appeal ist diese Musik weitaus eher geeignet, die smarten Landsmänner von Phoenix neidisch zu machen, als ihren Erdenker auch nur ansatzweise in den Verdacht geraten zu lassen, die selbst ausformulierten, digitalen Dancefloor-Rezepte der Vergangenheit ein weiteres Mal mit viel Kalkül aufzukochen.
Wobei nach genauem Hinschauen bzw. hören der Club keineswegs vernachlässigt wurde: die das Album flankierende Single "Brain Leech" liefert selbstverständlich diverse Remixes und Edits des gleichnamigen Album-Songs, u.a. in Bearbeitungen des Gopher-Gitarristen 25 Hours A Day, (selbiger laut seinem Mentor übrigens "die Zukunft der französischen Musik"), dem Protagonisten himself (mit deutlichen Reminiszenzen an seine beeindruckenden Kitsuné-Releases) sowie einem Rework von dAN(iel), der Gopher selbst "an eine Mischung aus Jasper Dahlbäck und Vitalic" gemahnt... Wohlan!
www.myspace.com/alexgopher
Added by Berlinista.com on March 9, 2007